Mercedes-AMG C43 Cabrio Test: Der meist unterschätzte AMG?
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Als der C43 AMG erstmals als C 450 AMG vorgestellt wurde, wurde der Einstiegs-AMG teilweise noch belächelt, da die Affalterbacher viele Abstriche zugunsten eines attraktiven Preises gegenüber dem 63er gemacht haben. Kein One-Man-One-Engine, kein V8 und optisch zu wenig von der Serie differenziert. So oder so ähnlich klang die Kritik derer, die den C 450 nur als besseren C 400 verstanden haben. Trotz dessen verkaufte sich der C 450 und später der C43 hervorragend, was mit Blick auf den Erfolg von Audi S4 / S5 oder BMW M340i wenig verwunderlich ist. Kunden entscheiden sich bei Extremen gerne für einen Mittelweg. Dieses Marktlücke im Portfolio von Mercedes-AMG konnte der C43 schließen.
Heute haben die „kleineren“ Mercedes-AMG Modelle mit 43er, 53er oder gar 35er einen festen Platz im Portfolio des Herstellers. Von der größeren Auswahl profitieren zum einen Kunden als auch Mercedes selbst, die mit einem „Lite-AMG“ mit Sicherheit einen dicken Deckungsbeitrag erwirtschaften, da die Modelle technisch näher als preislich an der Serie sind. In diesem Test werfen wir einen Blick auf den Mercedes-AMG C43 4-Matic als Cabrio in Diamantweiß als Modelljahr 2020. Wie viel Emotionen das Modell für den üppigen Preis von knapp 94 Tausend Euro bietet und ob man ihn gegenüber dem C63 in Erwägung ziehen könnte, klären wir im Folgenden.
Modellpflege emanzipiert den C43 AMG
Mit der im Jahr 2018 eingeführten Modellpflege des C43 spendierte man dem AMG mehr Extravaganz. Er hat den den „Twinblade-Kühlergrill“ des 63er, der jetzt den Panamericana-Grill hat, geerbt und auch das Heck sieht deutlich extrovertierter aus. Ein ausgeprägter Diffusor und vier runde Endrohrblenden, die wahlweise in glänzend Schwarz oder Chrome zu haben sind, prägen das neue Heck. Wer sich für das AMG Optik Paket entscheidet, der erhält darüber hinaus ausgeprägtere Seitenschweller, einen schärferen Spoiler auf dem Heckdeckel und weitere dezente Anbauteile, die allesamt in glänzend Schwarz ausgeführt sind. Dadurch bildet es insbesondere bei hellen Lackierungen einen starken Kontrast.
Die Updates enden allerdings nicht bei der Außenhaut des AMGs, sondern auch innen wurde einiges aufgewertet. So hat der 43er jetzt auch das hochwertige AMG Performance Lenkrad erhalten, das ihr optional um die digitalen AMG Lenkradtasten erweitern könnt. Es verfügt zudem über eine 12 Uhr Markierung und massive Streben mit einem geprägten AMG Logo. So wird das sportliche Fahrgefühl auch in den Innenraum transportiert.
390 PS sorgen für Fahrspaß und eine V6 Symphony
Der C43 setzt auf bewährtes und behält auch nach dem Lifting einen 3,0 Liter V6 ohne EQ Boost oder Elektrifizierung. Die 23 zusätzlichen PS generiert das Facelift dank dem auf 1,1 Bar erhöhten Ladedruck der Turbos. Damit sprintet der C43 in schnellen 4,8 Sekunden auf Tempo 100 und Schluss ist erst bei den üblichen 250 km/h. Letztere sind natürlich elektronisch begrenzt, wobei AMG ab Werk kein Drivers Package, wie bei den größeren Modellen, anbietet und damit das Limit nicht ohne weiteres aufgehoben werden kann. Wir vermuten ohne Limiter würde der AMG sicher bis 280 km/h weiter beschleunigen.
Da schon bei 2500 u/min stolze 520nm anliegen, beschleunigt das Cabrio nahezu immer mit Bravour auch aus höheren Gängen. Wenn man nicht in den sportlichen Fahrmodi unterwegs ist, gibt es somit keine nervösen Gangwechsel, wenn Leistung abgerufen wird. Wer aber nicht nur gemütlich Cruisen möchte, der kann jederzeit über Dynamic Select auf Sport+ wechseln, was den Charakter des Autos stark verändert. Der C43 erhöht die Drehzahl, das Fahrwerk wird straffer und auch die Performance-Abgasanlage wird prominenter. Jagd man den Sportler über kurvige Landstraßen merkt man den griffigen Allradantrieb, der mit der Abstimmung 69% Heck und 31% Front bewusst auf das Heck fokussiert ist. Damit lässt sich der C43 mit Leichtigkeit durch engere Kurven manövrieren und auch bei Nässe hat man ein sicheres Fahrgefühl.
Die Leistung macht unglaublich viel Spaß und der Abstand zu den größeren AMGs wird natürlich gewahrt, aber in der Praxis sind die 390 PS mehr als ausreichend und schieben das 1,8 Tonnen Cabrio bis zur Höchstgeschwindigkeit konsequent an. Das 9-Gang-Wandlerautomatikgetriebe ist direkt und wechselt flott die Gänge. Hier zeigt sich aber wieder ein gewisser Respektabstand zum C63, dessen Getriebe noch etwas zackiger arbeitet. Die Gangwechsel fühlen sich dennoch knackig an und belohnen einen bei höheren Drehzahlen mit einer Fehlzündung.
Technische Daten:
Modell | C 43 4Matic Cabrio |
---|---|
Motorbauart | 3,0-Liter-V6 mit Biturbo-Aufladung |
Getriebe | AMG SPEEDSHIFT TCT 9G |
Hubraum in cm³ | 2996 cm³ |
max. Leistung in kW / PS | 287 / 390 |
bei 1/min | 6100 |
max. Drehmoment in Nm | 520 bei 2500 u/min |
Antrieb | 4MATIC Allrad |
Kraftstoff-verbrauch kombiniert in l/100km | 10 – 9,8 |
CO2-Emissionen kombiniert in g/km | 230 – 224 |
Effizienzklasse | F |
Beschleunigung 0-100 km/h in s | 4,8 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 250 |
Gedämpfter Sound wegen EU Regulierung und OPF
Beim Thema Motorensound kommt man heutzutage nicht umhin darauf hinzuweisen, dass dies unter den aktuellen Umständen der neuen Beschränkungen bewertet wird. Dank der geltenden Dezibelgrenzen und Pflicht zum Einbau von Ottopartikelfiltern (OPF) sind ausnahmslos alle sportlichen Autos innerhalb der EU leiser geworden. Auch der neue C43 AMG blieb davon nicht verschont und erfüllt diese Auflagen. Zu Anfang waren wir deshalb skeptisch inwieweit der Fahrspaß durch den gedämmten Sound getrübt werden könnte.
Die guten Nachrichten zuerst: Wir können Entwarnung geben, denn der C43 mit der optionalen Performance Abgasanlage ist nach wie vor laut und präsent. Der Klang ist im Vergleich zum Vor-MoPf etwas dunkler geworden, wodurch er auch weniger „blechern“ und bassiger klingt. Außerdem wurden gefühlt ein wenig mehr Effekte einprogrammiert, wenn man beispielsweise das Gas wegnimmt. Diese fallen allerdings etwas dezenter aus. Um es auf den Punkt zu bringen, sei gesagt, dass der C43 nach wie vor laute Fehlzündung beim Gangwechsel oder bei Schubabladung produzieren kann. Wenn man im oberen Drehzahlbereich unterwegs ist, öffnen sich außerdem die Klappen vollständig wodurch sich der kräftige und immer noch hohe V6 Klang entfalten kann. Dieser hallt auch gut in Häuserschluchten, womit der 43er noch immer Blicke auf sich ziehen kann.
Dabei ist die optionale Performance-Abgasanlage allerdings Pflicht, denn sie erlaubt den besten und lautesten Klang auf Knopfdruck und erlaubt es auch die Klappen zu schließen, womit sich das C43 Cabrio auch sehr unauffällig durch die Straßen bewegen lässt. Dies ist insbesondere auf Langstrecken angenehm, wenn man bei gleichbleibender Geschwindigkeit nicht dauerhaft den dröhnenden V6 Klang im Ohr haben möchte.
Am Ende ist es aber auch kein Geheimnis, dass er etwas leiser und tatsächlich gedämpfter klingt als die vorherige Version, die für extrem laute Gangwechsel bekannt war. Wer also das Maximum an Lautstärke sucht, der sollte sich gegebenenfalls eher für ein Modell vor der Modellpflege entscheiden. Auf der anderen Seite dürfte sich der ein oder andere auch über das dezentere Auftreten freuen, da er so „politisch minimal korrekter“ ist.
Cabrio-Features: Viele Annehmlichkeiten unter freiem Himmel
Abgesehen von der Lobeshymne auf die Emotionalität der Eigenschaften des C43 müssen wir natürlich auch die Eigenschaften der C-Klasse als Cabrio bewerten. Abgesehen von den Roadster Modellen SLC und SL ist die C-Klasse das „kleinste“ Cabrio in der Modellfamilie von Mercedes-Benz. Dennoch verfügt es, sofern alle Kreuze bei der Bestellung gemacht wurden, über viele luxuriöse Annehmlichkeiten, die das Cabrio-Fahren versüßen. Angefangen beim Dach, das sich innerhalb von 20 Sekunden öffnen und schließen lässt bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h. Damit kann man auch außerorts das Verdeck schließen ohne den Verkehr komplett aufzuhalten.
Außerdem ist das Akustikverdeck im geschlossenen Zustand recht erfolgreich beim Dämmen von Außengeräuschen, was längere und schnelle Autobahnfahrten ruhiger macht. Mit dem AirCap, ein ausfahrbarer „Spoiler“ auf der Windschutzscheibe und dem Windschott, das Netz hinter den Sitzplätzen, kann bei geöffneten Dach der Wind relativ gut aus dem Innenraum gehalten werden. Insbesondere wenn die Seitenscheiben oben sind, ist die nach oben geöffnete Kabine angenehm abgeschirmt. Werden die Seitenscheibe abgesenkt, wird dieser Effekte großteils konterkariert.
Sollte man das Bedürfnis verspüren an kühleren Tagen mit offenem Verdeck zu fahren, ist dies mit dem Airscarf und der Sitzheizung relativ gut möglich. Der Airscarf bläst aus der Kopfstütze einen warmen Schal aus Luft um den Hals der Passagiere auf den vorderen Sitzplätzen. In Kombination mit der Sitzheizung und der Klimaautomatik lässt es sich so auch bei einstelligen Temperaturen unter freiem Himmel aushalten.
Ein letzter AMG spezifischer Vorteil der C-Klasse als Cabrio ist ganz klar, dass der phänomenale Sound noch besser zu den Ohren der Passagiere gelangt. Der AMG Symphonie bei offenem Dach zu lauschen, ist nochmal eine bessere Erfahrung als lediglich Schiebedach oder Fenster zu öffnen.
Infotainment und Konnektivität sind in die Jahre gekommen
Das Infotainment System wurde mit der Modellpflege zwar überarbeitet, allerdings nicht mit dem damals fast fertigem MBUX, das wenig später in der neuen A-Klasse seine Premiere feierte. Vielmehr wurde der C-Klasse das bekannte Comand Online der Generation NTG 5.5 eingepflanzt und die UI wurde etwas modernisiert. Außerdem kann seit dem Facelift ein volldigitales Cockpit bestellt werden und gegenüber dem Vorgänger wächst auch der Hauptbildschirm von 8 auf 10,25 Zoll. Dieser ist allerdings kein Touchscreen.
Gut gelungen ist definitiv die grafische Darstellung des Tachometers und die drei verschiedenen Stile zwischen denen der Fahrer wechseln kann. Jeder der Stile ist spezifisch auf AMG angepasst, sodass die Geschwindigkeitsanzeige nicht bei 260 km/h sondern erst bei 280 km/h endet. Weiterhin gibt es für den AMG den eigenen UI Stil SuperSport, der einen großen zentralen Drehzahlmesser anbietet und beim manuellen Schalten von Vorteil ist. Außerdem lassen sich diverse Informationen über abgerufene Leistung oder Motortemperaturen direkt im Cockpit anzeigen.
Das Infotainment System NTG 5.5 funktioniert zwar, aber arbeitet oft sehr langsam und wenig intuitiv. Das Eingeben einer Zieladresse im Navigationssystem dauert sowohl manuell als auch per Sprache deutlich länger als in den neueren Fahrzeugen. Die Funktionen für Medien, Telefonie oder Radio funktionieren allesamt gut, aber bieten weder eine sehr moderne UI noch andere besondere Features.
Das wichtigste in dieser Baureihe ist somit die Smartphone Integration, die es ermöglicht mit dem C43 auch in ein paar Jahren „up-to-date“ zu sein. Denn Android und iOS werden jeweils weiterentwickelt und so sollten auch die neuesten Versionen der Fahrzeugintegration von Apple CarPlay oder Android Auto auch in einigen Jahren noch funktionieren. Einziger Nachteil hier ist, dass diese Oberflächen besser mit dem einem Touchscreen zu bedienen wären und die Navigation über das kleine Touchpad oder den „Dreh-drücksteller“ schwerfällig sein kann.
Positiv hingegen fällt auf, dass CarPlay bei NTG 5.5 noch deutlich besser integriert ist, weil es den kompletten Bildschirm ausnutzt und nicht nur in der Mitte mit breiten Rändern dargestellt wird wie bei MBUX. Dadurch wird auch eine weitere vertikale Reihe an Apps auf dem Homescreen angezeigt.
Alltag: Verbrauch und Platzangebot
Sicherlich holt sich keiner ein C43 AMG als Cabrio, um ein Platzwunder zu erwarten, dennoch bewerten wir diesen Punkt der Vollständigkeit halber. Für ein Cabrio bietet der C43 bzw. die C-Klasse relativ viel Platz für die vorderen Passagiere, die ihren Sitz auch nach belieben verstellen können. In der zweiten Reihe wiederum ist das Sitzen als erwachsener Mensch vermutlich nur bedingt möglich und nicht für längere Strecken zu empfehlen. Wenn das Dach geschlossen ist, fällt es mir mit 1,90m Größe schwer gerade zu sitzen. Bei geöffnetem Verdeck gibt es mehr Luft und der Einstieg ist auch leichter, da man nicht in die kleine Lücke zwischen Vordersitz und Rückbank kriechen muss. Alles in allem ist das Fahrzeug für zwei Erwachsene ausgelegt. Die Rückbank reicht maximal für Kinder oder als weitere Ablagefläche.
Der Kofferraum fasst nach Datenblatt 260 bis 285 l, womit er ausreichend Platz für einen Kurz-Trip oder auch Wocheneinkauf bietet. Die zu transportierenden Gegenstände sollten allerdings nicht zu sperrig sein, da die Öffnung nur sehr schmal ist und die Kammer für das Verdeck zusätzlich Platz einnimmt. Insgesamt ist das für so ein Auto aber völlig in Ordnung. Da man im Gegensatz zu richtigen Zweisitzern noch die Rückbank nutzen kann, bietet das C-Klasse Cabrio wirklich genug Platz für den Alltag.
Im Hinblick auf die Kosten ist ein C43 sicherlich keine rationale Entscheidung. Für soviel Fahrspaß und Emotionen kann man allerdings über die Ausgaben für Benzin, Wartung oder Versicherung hinweg sehen. Außerdem ist der C43 mit seiner Nähe zur C-Klasse Serie oft günstiger in der Versicherung und Wartung als größere Sportwagen. Der Verbrauch pendelt dabei zwischen 10 und 18 Litern Super Plus auf 100km, was ebenfalls völlig in Ordnung ist für die Leistung. Der größte Kostenpunkt an so einem Auto ist sowieso die Anschaffung respektive der Wertverlust.
Fazit: Der C43 wird unterschätzt
Wenn es um AMGs geht, dann denken die meisten wohl an den C63 in dieser Baureihe. Zugegebenermaßen bietet der 63er auch noch etwas mehr AMG Feeling. Der C43 muss sich allerdings keinesfalls verstecken, denn er ist kein „AMG Lite“, wie er oft betitelt wurde, sondern hat einen ganz eigenen Charakter. Durch den höheren und frechen V6 Klang, die Fahrdynamik mit dem Allradantrieb und die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit fühlt er sich ganz anders an als ein großer 63er.
Insbesondere mit dem Facelift haben die Affalterbacher auch beim Auftreten nachgeschärft, so dass der 43er sich besser von der Serie abhebt und einige besondere Features mitbringt. Im Test hat uns vor allem die Soundkulisse des 3Liter V6 Motors überzeugt, die trotz OPF viel Freude bereitet. Auch die angenehme Spreizung zwischen Komfort und Sport machen das Cabrio alltagstauglich. Der Grundpreis und die Aufpreise sind zwar hoch (das gefahrene Modell kostete knapp 94.000 Euro in der Liste), aber dennoch fühlt es sich nach einem guten Verhältnis aus Preis und Leistung an. Wenn man bedenkt, dass der C63 noch um einiges teurer ist und der A45 mit zwei Zylindern weniger und einer kleineren Fahrzeugklasse ähnlich teuer ist, macht der C43 plötzlich sehr viel Sinn.
Wie findet ihr den Mercedes AMG C43? Würdet ihr ihn auch als Cabrio bestellen? Schreibt es gerne in die Kommentare.
4.5
Bewertung
Mercedes-AMG C 43 4MATIC Cabriolet
Seit 4 Jahren besitze ich den C43 Cabrio. Angeschafft als Neuwagen im Jahre 2017. Dem Bericht kann ich vollkommen zustimmen. Für mich gibt’s derzeit keine Alternative. Den Wagen fahre ich bis zum umfallen. Da lohnt sich die Investition
Habe das C43 Cabrio nun 6000 KM gefahren. Ich bin sicher wir werden zusammen alt.
Es macht immer wieder Spaß die Freizeit mit dem Alleskönner zu verbringen.
Ich hatte 4 Jahre das C400 Cabrio, jetzt das C43 Cabrio. Das ist ein völlig anderes Auto und im Vgl. sehr viel Straffer und Sportlicher, Meiner Frau ist es zu hart, mir macht es nur noch Spaß. Jedesmal beim Anlassen in der Garage erzeugt der C43 ein breites Grinsen.