Fiat 500E Test – Ist der kleine Stadt-Stromer seinen Preis wert?
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Der Fiat 500 E ist die erste komplette Neuentwicklung von Fiat für die 500 Reihe. Die klassiere Verbrennervariante gibt es in ihrer heutigen Form seit 2007. Somit hat Fiat nach 13 Jahren in 2020 mit dem 500 E endlich eine neue Plattform entwickelt, die voll auf den Elektroantrieb ausgelegt ist. Den normalen 500 gibt es hingegen weiterhin in der immer wieder marginal optimierten Version von 2007.
Der neue Fiat 500 E mit 42 kWh Batterie verspricht das ideale Auto für die Stadt zu sein und mit einer theoretischen Reichweite von 326km (WLTP) allen Alltagsstrecken gewachsen zu sein. Wie gut er seine Versprechen einlöst und ob er das Geld wert ist, werden wir im Test beleuchten.
Fiat 500 E – Design und Karosserie
Die neue Generation des kleinen Italieners ist in alle Richtungen etwas größer geworden. So misst er jetzt 3,63 in der Länge, was 6cm mehr als zuvor sind. Von außen sieht man ihm auch an, dass er etwas zugenommen hat. Ansonsten ist sich Fiat bei vielen Details treu geblieben. So ist die Form der Scheinwerfer und Rückleuchten immer noch unverkennbar und auch die Grundform ist gleich geblieben. Damit weiß das Design des kleinen Stadtautos zu gefallen.
Das Platzangebot bleibt trotz ein paar Centimeter mehr aber immer noch überschaubar. Vorne können zwei Erwachsene angenehmen sitzen und durch die Form gibt es auch nach oben kein Platzproblem. Eng ist es allerdings in der zweiten Reihe. Ein einzelner Erwachsener kann im Notfall auf der Rückbank für ein paar Minuten sitzen, aber zumuten möchte man das keinem.
Der Kofferraum misst 180 Liter und bietet erwartungsgemäß nur wenig Stauraum. Da es keinen doppelten Boden oder Frunk gibt, muss das Ladekabel hier auch noch Platz finden, was im Alltag etwas nerven könnte.
Für die Kompromisse beim Platzangebot im Innenraum belohnt einen der Fiat hingegen mit wendigen Außenmaßen, die sich leichter in kurze Parklücken manövrieren lassen.
Das Cockpit und Infotainment
Abseits von Platzdiskussionen ist das Interieur für eine solide Verarbeitungsqualität und gute Anmutung zu loben. Es ist selbstverständlich viel hartes Plastik verbaut worden, aber die Formgebung und Einfassung von Bildschirmen sind stimmig. Zentral ist ein 10,25 Zoll großer Touchscreen montiert über den das Infotainment System gesteuert wird.
Das System ist übrigens im Vergleich zu früheren Fiat Modellen ein echter Fortschritt. Es reagiert meist flüssig und nimmst sich selten eine Gedenksekunde. Auch CarPlay lässt sich kabellos nutzen. Alles in allem ein sehr gutes System für die Fahrzeugklasse.
Das Lenkrad liegt gut in der Hand bietet mit den „Schaltwippen“ Möglichkeiten die Lautstärke und Medien zu steuern. Dahinter verbirgt sich ein kleines Kombiinstrument, dass dem Fahrer alle wichtigen Daten anzeigt. Die Wahl des Fahrmodus (P, D oder R) erfolgt in der Mitte über einzelne Wahlknöpfe. Damit dauert der Wechsel von vorwärts zu rückwärts und andersherum länger als mit einem Hebel, was beim schnellen Rangieren gewöhnungsbedürftig ist.
Auffällig im Innenraum sind noch die Tasten zum Öffnen der Türen. Fast schon typisch für die (Elektro-) Autos der Zukunft werden die Türen über einen einzelnen Knopf entriegelt und nicht mehr mechanisch über einen Griff geöffnet. Für Notfälle gibt es aber auch hier noch eine mechanische Option etwas weiter unten an der Tür.
Spritzig und wendig fährt sich der kleine 500 E
Der Fahreindruck des Fiat 500E überzeugte uns auf ganzer Linie. Man könnte sagen, dass in dieser Fahrzeugklasse der E-Antrieb absolut Sinn macht. Die 118 PS bzw. 87 kW des Elektromotors machen den Kleinwagen sehr leichtfüßig, sodass man sich schnell und reibungslos durch den Stadtverkehr schlängeln kann. Wer sich noch an den 69 PS Benziner der 500 Reihe erinnert, der wird begeistert sein.
Der kleine Verbrenner war meist angestrengt und er brauchte viel Drehzahl, um zügig vorwärts zu kommen. Wer zudem noch das Automatikgetriebe verbaut hat, der wartete oft ungeduldig auf das Einlegen des passenden Gangs.
Durch die Batterie hat der Fiat 500E einen niedrigen Schwerpunkt, womit er sich sportlicher durch Kurven fahren lässt. Übertreiben kann man es aber dennoch nicht, denn bei schnellen Spurwechseln merkt man nach wie vor, dass der Kleine kein Sportwagen ist.
Reichweite und Laden
Eine der wichtigsten Fragen bei einem E-Auto ist natürlich wie verhält es mit der realen Reichweite und dem Laden. In unserem Test konnten wir feststellen, dass bei sportlicher Fahrweise schnell 20 kWh pro 100km verbraucht werden, womit die reale Reichweite auf unter 200km sinkt.
Wer es jedoch ruhiger angehen lässt, der kann die 250km schaffen. Somit dürfte er die meisten Alltagsstrecken über mehrere Tage ohne Nachladen bewältigen können. Wer jeden Tag laden kann, könnte ihn natürlich auch für weitere Pendelstrecken nutzen.
Dank des DC Anschlusses kann der 500 E mit bis zu 85 kW geladen werden und damit in 35 Minuten wieder auf 80% aufgeladen werden. Womit er bei präziser Planung und Verfügbarkeit von Ladestationen auch für längere Ausfahrten geeignet ist. Wenn nur 11 kW zur Verfügung stehen dauert das Laden allerdings gut 4 Stunden.
Fazit und Preis
Der neue Fiat 500 E macht Spaß und ist seinen kultigen Vorfahren optisch treu geblieben, womit er einer der schicksten E-Kleinwagen ist. Wer den E-Antrieb in diesem Auto kennengelernt hat, der möchte nur ungern zurück zum 500 mit Benzinmotor.
Doch auf der anderen Seite steht ein ziemlich ordentlicher Preis für den Fiat 500 E. Die Variante mit 42 kWh Batterie kostet in der Liste stolze 35.000 Euro ohne weitere Sonderausstattung. Etwas günstiger ist die Variante mit 23 kWh Batterie. Hier dürfte die reale Reichweite mit vermutlich 100 bis 140km aber doch sehr einschränkend sein.
Dank der BAFA Prämie (früher 6.000 Euro – seit 2023 4.500 Euro) gab es den Fiat 500e teils zu sehr attraktiven Leasingraten. Schon für etwa 100 bis 130 Euro konnte man sich den Fiat 500 E leasen, wenn man den Umweltbonus als Anzahlung eingebracht hat. Jetzt sind die Lieferzeiten lang und die Prämie niedriger womit die Variante mit großem Akku selten für weniger als 200 Euro pro Monat angeboten wird.
Wenn man bedenkt, dass für viele ein 500 E nicht als Hauptauto in Frage kommt und man einen ausgewachsenen Kompakt-SUV für kleine Familien schon für 35.000 Euro erhält, wird er für viele ein recht teurer, grüner Zweitwagen sein.
4.5
Bewertung
Fiat 500E 42 kWh
Ich bin mit dem Fiat 500e recht zufrieden. Der Akku könnte weiter reichen und nicht so „kälteempfindlich“ sein. Aber was mich sehr stört, ist das die Autotüren so laut knallen beim verschließen. Das Auto fährt so leid, aber das Tür Knallen ist unerträglich ! Eigentlich kenne ich kein Auto, dessen Türen leise schließen, um das ist im
Wohngebiet, wenn man nachts los fahren muss – peinlich und unangemessen. Also: bitte mal darüber nachdenken, ob sich da was machen lässt ….