EU hat sich auf Verbot von Verbrennern ab 2035 geeinigt
4 Minuten Lesezeit
Die EU und ihre Mitgliedsstaaten hat sich darauf geeinigt, den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen ab 2035 de facto zu verbieten, um die CO2 Emissionen zu senken und Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Grundlage der Richtlinie ist der Flottenverbrauch, der bis 2035 auf null sinken muss.
Das bedeutet, dass alle neu zugelassenen Fahrzeuge eines Herstellers im Schnitt 0g CO2 pro Kilometer ausstoßen dürfen. Da Elektroautos oder andere alternative Antriebe mit 0g eingerechnet werden und es keine negativen Credits gibt, steigt der Schnitt über 0g mit dem ersten verkauften Verbrenner, womit das Verbot praktisch gesetzt ist.
Dieser Schritt, der vor nicht allzu langer Zeit als wilde Idee vorgeschlagen wurde, wird dazu führen, dass traditionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in 12 Jahren de facto verboten werden. Einzig für Nischenhersteller, die 1.000 bis 10.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren, werden bis 2036 einige Ausnahmen gemacht. Exklusivere Marken, die weniger als 1.000 Fahrzeuge pro Jahr herstellen, sind komplett außen vor und können auch über 2036 hinaus Autos mit Verbrennungsmotor produzieren.
Beispielsweise zählt dazu Lamborghini, die derzeit weniger als 10.000 Autos pro Jahr verkaufen und damit auch von anderen Abgasnormen ausgenommen sind und noch heute Sportwagen mit emotionalem Sound und ohne OPF verkaufen können.
Die einzige plausible Möglichkeit, dass Verbrennungsmotoren über die Mitte der 2030er Jahre hinaus überleben könnten, ist, wenn synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen an Bedeutung gewinnen – oder wenn sich Experimente unter anderem von Toyota mit wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren als erfolgreich erweisen.
Vor dem Verbot drastische Senkung der CO2 Flottenemissionen
Bevor die Autohersteller, die ihre Fahrzeuge in der EU verkaufen wollen, wahrscheinlich 2035 auf reine Elektrofahrzeuge umsteigen, müssen sie zuvor noch einige Anstrengungen unternehmen, um die Verbrennungsmotoren emissionsärmer zu gestalten. Die erzielte Einigung sieht nämlich eine Senkung der CO2-Emissionen der gesamten Flotte eines Herstellers um 55 Prozent bis 2030 im Vergleich zu den Werten von 2021 vor – das ist wesentlich aggressiver als das ursprüngliche Ziel von 37,5 Prozent.
Jahr | Aktuelles Flottenziel | Neues Flottenziel |
---|---|---|
2021 | Ausgangsdaten | Ausgangsdaten |
ab 2025 | Neues Verfahren zur Erhebung des CO2 Ausstoßes über den gesamten Lebenszyklus eines Autos. | |
2025 | – 15 % CO2 Emissionen | – 15 % CO2 Emissionen |
2030 | – 37,5 % CO2 Emissionen | – 55 % CO2 Emissionen – E-Autos zählen nicht mehr doppelt |
2035 | – 100 % CO2 Emissionen | – 100 % CO2 Emissionen |
Dieses ambitionierte Ziel wird wahrscheinlich nur erreichbar sein, in dem der Durchschnitt durch Elektrofahrzeuge nach unten gedrückt wird. Denn die physikalischen Grenzen bei der Verbrauchsoptimierung von herkömmlichen Verbrennern sind mittlerweile erreicht. Weniger als 100g verbraucht kaum ein Auto, das nicht als Kleinstwagen zu klassifizieren ist. Erschwerend kommt hinzu, dass in Zukunft nicht. nur die im WLTP Verfahren gemessenen Werte gelten, sondern eventuell reale Vebrauchswerte, die alle neuen Autos mittlerweile aufzeichnen müssen.
Eine Hilfe um die Zeit bis zu flächendeckenden Akzeptanz von E-Autos zu überbrücken, dürften auch Plugin Hybride darstellen. Diese können theoretische CO2 Emissionen von weniger als 50g pro Kilometer erzielen, womit sie den Durchschnitt senken können.
Langfristige Auswirkungen des Verbots
Obwohl sich die direkten Auswirkungen des Verbots natürlich nur auf die Mitgliedstaaten in Europa beschränken, wird die Entscheidung, den Verkauf neuer Verbrennungsfahrzeuge ab 2035 zu verbieten, weitreichende Folgen für die ganze Welt haben. Viele Automarken, die ihren Sitz in der EU haben, haben bereits angekündigt, dass sie im nächsten Jahrzehnt den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen ganz einstellen werden.
Jaguar zum Beispiel plant dies bereits für 2025, während die Stellantis Gruppe, zu der unter anderem Alfa Romeo, Peugeot, Citreon und Jeep gehören, bestätigt hat, dass alle ihre Marken in den nächsten sieben Jahren ausschließlich auf Elektrofahrzeuge umsteigen werden. Auch Ford, Volvo, Bentley und Rolls-Royce haben bereits angekündigt, dass sie im nächsten Jahrzehnt nachziehen werden, und MINI hat angekündigt, dies ebenfalls zu tun.
Folglich fühlt sich diese Entscheidung wie der Anfang vom Ende des Verbrennungsmotors an. Schon in diesem Jahrzehnt dürften dabei viele Autos mit Verbrennungsmotor von der Bildfläche bzw. aus den Autohäusern verschwinden. Audi hat beispielsweise schon angekündigt, dass der Audi R8 und TT keinen Nachfolger mehr erhalten werden.